„Nimm du G’sell den grünen Bruch und beherzige Hubertus‘ Spruch: Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild. Waidmännisch jagt, wie sich’s gehört. Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ Zitat: Oskar v. Riesenthal
Mindelheim: Was hat Mindelheim im Allgäu mit St. Hubertus, dem Schutzheiligen der Jäger und Begründer der Waidgerechtigkeit, zu tun? Ganz einfach: Der 3. November. An diesem Tag gedenken alle Jägerinnen und Jäger alljährlich ihrem Schutzpatron. Und nach Mindelheim hatte der Obmann für praktische Falknerei Jürgen „Poldy“ Lutzenberger um diesen Tag herum zur Jungfalknerbeizjagd eingeladen.
Früh morgens um sieben schlenderte ich mit meinem Jack Russell „Karlinchen“ durch die mittelalterlichen Gassen dieser wunderschönen, alten Stadt mit ihren drei Stadttoren, dem Marktplatz mit der Wasseruhr, entlang liebevoll restaurierter Häuserfassaden und dem Mühlbach der Mindel, die unterhalb unseres Hotels hindurchfließt. Kein Wunder: Das Hotel war einmal eine Mühle. Die Technik ist im Restaurant noch live zu erleben. Ich fühlte mich in ein anderes Jahrhundert versetzt, eben 800 Jahre zuvor. Denn zu dieser Zeit hatte die Beizjagd einen sehr hohen Stellenwert. Die Kunst, mit Vögeln zu jagen, praktizierte bereits Kaiser Friedrich II, der all seine Erfahrungen mit dieser aus dem arabisch-orientalischen Kulturkreis stammenden Jagdart im 13. Jahrhundert in seinem Buch „De Arte venandi cum avibus“ niederschrieb. Für uns. Für unsere Nachfahren. Für die Falknerwelt. Und so machten sich acht Jungfalkner, zwei davon aus Hessen - das heißt eine Jungfalknerin (Alexandra) und eine Falkneranwärterin (ich) - auf den Weg nach Mindelheim, um diese traditionelle Jagd auszuüben und vom Obmann für praktische Falknerei noch einiges dazu lernen zu können. Zur Unterstützung kam Sven Koch eigens aus NRW angereist. Nach einer Begrüßung durch „Poldy“ und dem anschließenden Beizvogel-Appell sollte es dann losgehen in die umliegenden Reviere.
Egelhofen: Falknersheil! Bereits zehn Minuten nach dem Beizvogel-Appell konnte „Walli“ (das ist die Harris Hawk- Dame von Mona Wanner) ihre erste Krähe am Ortsausgang von Egelhofen schlagen. Das war ja mal ein gelungener Start.
Bad Wörishofen: Nachdem sich unterwegs in den Revieren bei dem einen und anderen Jagdflug von Habicht und Harris Hawk kein Jagderfolg einstellen wollte und auch noch der Habichtsterzel „Henry“ nach einem Fehlflug zunächst nicht wieder zu seiner Falknerin Michaela zurückwollte, sollte die erfahrene Wanderfalkendame „Viki“ von „Poldy“ zeigen wie Falken Beute machen. Nur hatte „Viki“ nicht die Krähe im Visier, die der Obmann im Sinn hatte, sondern verfolgte leider eine andere Krähe bis in ein Wohngebiet bei Bad Wörishofen hinein. Das hätte gefährlich werden können. Daher sprang „Poldy“ ab ins Auto und fuhr hinterher. Nach kurzer Zeit (eine Zigarettenlänge) kamen ein erleichterter Falkner samt wohlbehaltenem Vogel wieder zur Gruppe zurück. New start, new chance!
Türkheim: Unterwegs bekam Michaelas Habicht „Henry“ noch eine weitere Chance. Doch auch diesmal konnte der Habichtsterzel seinen Flug nicht mit einem Jagderfolg krönen. Ebenso hatte der Harris Hawk-Terzel „Oskar“ von Sven („Scholle“) an diesem Tag kein Jagdglück. Nun war „Delta“, der Harris Hawk-Terzel von Alexandra, an der Reihe. Nach zwei Fehlflügen konnte er „seine“ Krähe binden. Falknersheil!
Auf dem Rückweg nach Egelhofen kam „Walli“ ein weiteres Mal zu einem spektakulären Jagderfolg und auch „Viki“ zeigte noch einmal ihr Können. Diesmal pflückte sie blitzschnell mit Erfolg eine Krähe aus einem Schwarm.
Krumbach: Das Resultat dieses Beiztages konnte sich sehen lassen: Wir hatten fünf Stücke Wild zur Strecke beizutragen. Dann machten wir uns auf den Weg zu Sylvia Mayer, Martin und Felicitas nach Krumbach, denn das Schüsseltreiben wartete. Herzlichen Dank an euch Gastgeber!
Dort trafen wir auch unsere ODF-Falknerfreunde Kati und Alex Junker, die ganz in der Nähe mit Habichtsadler „Dain“ und Steinadler „Irene“ beizen waren und mit einem Reh die Tagesstrecke erweitern konnten. Ein erfolgreicher und spannender Jagdtag klang bei guten Gesprächen mit wertvollen Menschen aus. Großen Anteil hatte ein Halsband-Zwergfalke, das neue Familienmitglied von Martin und „Feli“. Ein wunderbarer Tag, ein tolles Wochenende! Und für mich steht fest: „Strenge dich an und bestehe die Prüfung! Nur so kannst du deinem Ziel näherkommen: Falknerei ist meine Berufung.“